Wer an Kalabrien denkt, hat wohl zuerst die Stiefelspitze Italiens im Sinn. Es ist die südlichste Festland-Region von Italien und verfügt über eine Fläche von ca. 15.000 km². In diesem Gebiet leben 1,9 Millionen Einwohner, die Hauptstadt heißt Catanzaro. Das Land ist in fünf Provinzen unterteilt. Diese heißen: Vibo Valentia, Catanzaro, Reggio Calabria, Cosenza und Crotone. Die Einwohner sind vom Glauben her überwiegend katholisch und verehren vor allem Schutzheilige, aber auch Maria. Die Landessprache ist italienisch, bezahlt wird mit dem Euro. Das Gebiet um Kalabrien wird immer wieder von Erdbeben heimgesucht, da hier die sogenannte Messina-Verwerfung verläuft. Bekannter ist vermutlich die Messina-Straße, die das Festland von der ca. 3 km entfernten Insel Sizilien trennt. Da Kalabrien von drei Seiten vom Meer eingeschlossen ist, kann man hervorragend Wassersport betreiben oder einen Strandurlaub machen. Jedoch ist die Region auch großflächig von Gebirgszügen bedeckt, sodass ein Wanderurlaub ebenso möglich ist. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Mit 300 Sonnentagen im Jahr ist Kalabrien ein beliebtes Ziel für Reisende aus aller Welt. Wo sonst kann man von Mai bis Oktober mit Temperaturen um die 24 Grad und fast ebenso warmen Wassertemperaturen rechnen? Auch wenn es in den heißen Sommermonaten knapp 30 Grad warm wird, empfindet man die Temperatur aufgrund der leichten Brise am Meer als sehr angenehm. In Kalabrien gibt es drei Regionalparks, um sowohl den Pflanzen- als auch den Tierbestand zu schützen. Vor Ort wächst die Zitruspflanze Bergamotte, die man sofort mit der Region in Verbindung bringt. Auch Kakteen, Agaven, Oliven- und Orangenbäume gedeihen hier wie auch Palmen und Eukalyptusbäume hervorragend. In den Wäldern leben überwiegend Wildschweine, Füchse und Hasen.
Wer die wunderschöne Stiefelspitze Italiens besuchen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten der Anreise. Mit dem PKW nutzt man die Autobahnverbindung der A1, die durch ganz Italien hindurch nach Kalabrien führt. Zwischenstationen sind Rom, Neapel und Salerno. Für einen entspannten und stressfreien Anfahrtsweg kann man Kalabrien auch mit dem Zug erreichen. Hier sollte man in Rom umsteigen und über Tropea und Ricadi weiter reisen. Es gibt auch einen Airport namens Lamezia Terme, sodass man auch per Flugzeug die Halbinsel erreichen kann. Für die Einreise wird ein gültiger Reisepass oder Personalausweis benötigt, ein Visum ist jedoch nicht erforderlich.
Wer in Kalabrien ein Restaurant oder eine Bar besucht, sollte daran denken, beim Gehen fünf bis 10 Prozent Trinkgeld zu geben. Dieses wird, auch bei einem schnellen Getränk im Stehen, auf der Theke hinterlassen. Abkassiert wird pro Tisch, sodass die Kosten nach Bezahlen der Gesamtrechnung selbst untereinander aufgeteilt werden müssen. Für eine große Kugel Eis zahlt man etwa 1,50 Euro, ein belegtes Brötchen ist für zwei bis drei Euro zu haben und ein halber Liter Wein schlägt mit ca. drei Euro zu Buche. Die Benzinpreise liegen bei etwa 1,30 Euro für einen Liter Super bleifrei. An den Stränden wird eine Tagesgebühr zwischen 10 und 20 Euro fällig für Sonnenschirm und Liegen für zwei Personen.
Kalabrien versprüht einen ganz eigenen Charme. Dies äußert sich nicht nur im kulinarischen Bereich, sondern auch in der Einzigartigkeit der Landschaft. So lockt beispielsweise der Canyon des Raganello zu einer Wandertour der Extraklasse ein. In engen Serpentinen führt der Weg hinab bis zur sogenannten Teufelsbrücke. Von dort aus geht es über steile Felspfade wieder nach oben, wobei man hier eine hervorragende Aussicht über die Stiefelspitze genießt. Aber auch kleine, versteckte Grotten, wie beispielsweise die Grotta del Romito, sind Zeugnis einer weit über 11.000 Jahre alten Kultur, denn in der Grotte befindet sich ein in den Felsblock geritztes Tierbild, das von der damaligen Besiedelung des Gebietes zeugt. Von gelebter Kultur zeugt auch die La Cattolica, die kleine am Hang stehende Ziegelkirche, die mit fünf Kuppeln ausgestattet ist und zum Wahrzeichen der Region geworden ist. Entstanden ist dieses Gebäude bereits im 10. Jahrhundert und wurde ursprünglich von einer Gemeinschaft von Mönchen erbaut. Kalabrien hat so viel zu bieten!
Möchte man die unverfälschte Küche Kalabriens kennenlernen, sollte man unbedingt den kleinen Dörfern im Landesinneren einen Besuch abstatten und sich dort den Genüssen der kalabrischen Küche hingeben. Schnell wird man merken, dass die Geschmacksnerven beispielsweise beim Genuss einer landestypischen Pastete namens N'duja herausgefordert werden. Diese Pastete wird nämlich aus den typischen Peperoncini hergestellt, deren Schärfe nicht zu unterschätzen ist. Zahlreiche Gerichte Kalabriens werden außerdem mit den roten Zwiebeln verfeinert, die um Tropea gedeihen und denen sogar heilsame Wirkung nachgesagt wird. Auch Auberginen, die im süditalienischen Klima hervorragend wächst, stehen nahezu in allen Gaststätten auf der Speisekarte. Ob frittiert, sauer eingelegt oder gegrillt, Auberginen werden viel und gerne gegessen. Kombiniert werden die Gerichte mit frisch gefangenem Fisch oder anderen Meerestieren. Da auch der Weinbau auf Kalabrien eine lange Tradition hat, darf beim Essen natürlich ein Glas örtlichen Weines nicht fehlen. Die Einwohner erscheinen auf den ersten Blick oftmals sehr zurückhaltend und verschlossen. Sobald sie aber das Interesse der Besucher spüren, öffnen sie nicht nur ihre Küchen, sondern recht schnell auch ihre Herzen und es kommt eine kaum vermutete Gastfreundschaft zum Vorschein.
Kalabrien kann einige sehr bekannte Persönlichkeiten vorweisen. Hierzu zählt beispielsweise der weltweit etablierte Modedesigner Gianni Versace. Aber auch der Fußball hat ein bekanntes Kind der Insel, nämlich Gennaro Gattuso, der mit dem AC Mailand große Erfolge erzielte. Bekannt ist auch die Benediktinerkapelle Santa Maria dell Isola, die für Kalender oder Inselbroschüren schon oft Modell stand. Von dieser Kapelle aus, die hoch oben über der Stadt auf einem Sandsteinfelsen steht, hat man einen herrlichen Blick auf den schönsten Strand Kalabriens. Zum Feiern und Tanzen sollte ein Besuch des Caligula auf dem Plan stehen, denn auch wenn das Restaurant tagsüber eher einen unscheinbaren Eindruck macht, verwandelt es sich doch zu später Abendstunde in eine Disco unter freiem Himmel. Wer dann noch etwas Außergewöhnliches erleben möchte, unternimmt einen Ausflug nach Amarelli, wo die Familie Amarelli seit 1731 im wahrsten Sinne des Wortes Süßholz raspelt, um daraus leckere Lakritze und Liköre herzustellen.
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